Verschiedene Schallbecher und ihre Wirkung auf den Klang
Schallstückmensuren
Bei Engelbert Schmid Hörnern können Sie zwischen den Mensuren mittel, weit und extraweit hin- und herwechseln, indem Sie nur die abschraubbaren Becher tauschen. Die schlanke Mensur ist ein Sonderfall, - mit einer Becherschweifung ähnlich der mittleren Mensur, jedoch einem schlankeren Schallstückstengel. Extraweit kommt normalerweise nur für bestimmte Stücke am 4. Horn in Frage. Das heißt, in der Regel wird der Hornist zwischen mittel und weit auswählen.
- Mittel (m): Elegant, klar, tragfähig, in der Höhe leichte Vorteile gegenüber weit.
- Weit (w): Füllig, nicht dumpf, tragfähig, sonor. Durch eine disziplinierte Handhaltung (gerade und nicht zu weit heraußen) können Sie die leichten Nachteile in der Höhe egalisieren.
Sie haben auch die Wahl zwischen 4 Legierungen:
- Messing (MS): Elegant, hell (trotzdem mit Klangtiefe), weich, farbenreich von süß bis durchdringend schmetternd. Die klanglich vielseitigste Legierung! Wer von Natur aus Lippen mit warmem Klang besitzt, sollte Messing wählen. Für schätzungsweise 80 % der Hornisten ist MS die richtige Legierung. Langsame Zersetzung von innen durch stark alkalischen Speichel möglich. Dies ist jedoch kein ernstes Problem, da bei Messinginstrumenten die Mundrohre generell aus Neusilber gefertigt werden.
- Goldmessing (GM): Etwas weicher und dunkler, jedoch klar, rund, klangtief, weniger Farben möglich als bei Messing. Manche Lippen klingen bei Messing etwas zu flach und brauchen Goldmessing. Dauerhaft gegen Speichel. Manche bevorzugen Goldmessing einfach der edlen Farbe wegen.
- Neusilber (NS): Enthält kein Silber, allein der Nickelanteil färbt es silbrig hell. Der Klang ist dunkel im piano und sehr hell im fortissimo. Kommt nur bei weit oder extraweit in Frage. Für europäische Ohren ist der Klang von Neusilber nicht so edel wie der der anderen Legierungen. In Amerika besteht noch eine Tradition für Neusilber, die jedoch zusehens abnimmt. Dauerhaft gegenber Speichel.
- Sterling Silber (SS): Enthält 92,5 % reines Silber, Rest Kupfer. Engelbert Schmid ist es bisher als einzigem gelungen, wirklich dünnwandige SS-Hornbecher bei 310 mm Durchmesser herzustellen. Der Klang ist besonders rund, so daß mittel meistens für jeden Hornisten ausreicht. Klingt edel, wird nie brüchig und zu aggressiv im fortissimo. Im piano bis mezzoforte ist es sehr leichtbläsig und rund ( ideal für lyrische Passagen), im fortissimo bleibt es rund, strengt aber mehr an als die anderen Legierungen. Dauerhaft gegenüber Speichel, aber als einzige Legierung auch gegenüber Handschweiß! Bezaubernd schön anzusehen z. B. in der Kombination mit einem GM-Kranz. Wir bieten auch Instrumente mit gesamtem SS-Konus (Mundrohr, Anstoß, Schallstück) an, wobei der zylindrische Teil dann aus GM ist. Vom Klangeinfluß her können Sie davon ausgehen, daß bei allen Legierungen der abschraubbare Becher den Klang zu mindestens 50 % charakterisiert. D. h., daß z. B. ein MS-Korpus mit GM-Becher mehr nach Goldmessinghorn klingt als ein GM-Korpus mit MS-Becher.
Mit oder ohne Kranz?
Mit nur ca. 60 g Mehrgewicht tötet der geschmackvoll verzierte Kranz von Engelbert Schmid den Klang nicht ab. Der Kranz bringt etwas mehr Widerstand, einen etwas runderen Klang, das Schmettern beginnt später, kommt dann aber plötzlicher. Ohne Kranz ist der Übergang zum Schmettern gleichmäßiger. Ca. 20 % der Hornisten klingen besser auf einem Becher mit dem dezenten Kranz von Engelbert Schmid.
Gedreht oder handgehämmert (HH)?
Gedrehte Becher werden aus einer Scheibe gedrückt. Der Klang ist gut, gesund, sozusagen modern. Wenn man mit dem Finger an den Rand klopft, klingt der Becher glockenhaft nach, - mehr als bei handgehämmert. Das Drücken aus einer Scheibe bewirkt, daß das Material in der Nähe des Schraubringes dünn wird und nach außen zum Bördelrand hin dicker bleibt.
Gedrehter Becher
Natürlich verwenden wir Spezialmethoden, um diesen natürlichen Materialstärkenunterschied in engen Grenzen zu halten. Er ist aber nicht ganz zu vermeiden.
Handgehämmerte Schallstücke werden aus 1 Stück Blech zugeschnitten, zusammengebogen, bei Engelbert Schmid mit 1 Längsnaht (ohne Zwickel) verlötet und durch Handhämmern in die symmetrische Form gebracht. Erst beim letzten Arbeitsgang werden sie auf der Drückbank durch Drehen und Drücken genau auf die Schallstückform gepaßt. Durch das notwendige "Herausholen", das Dehnen der Becherschweifung, wird das Material zum Bördelrand hin sehr dünn. In der Nähe des Schraubringes bleibt es dicker als beim gedrehten Becher und damit langlebiger gegen Handschweiß.
Handgehämmertes Schallstück
Ohne Kranz ist der Bördelrand knickgefährdet. Wenn man das Instrument nicht am Becherrand hochhebt, besteht jedoch keine Gefahr. Bei Engelbert Schmid Bechern kann ein geknickter Bördelrand problemlos nachstabilisiert werden. Stabilität, nicht Klangänderung, war wohl der ursprüngliche Hauptgrund für das Anbringen eines Kranzes. Das Handhämmern stresst das Material sehr stark, ändert die Struktur, was sicherlich auch den Klang verändert. Entscheidend ist aber, daß das Material nach außen hin, d. h. weiter entfernt von der Energiequelle, dünner wird und deshalb besser mitschwingt. Handgehämmert klingt sozusagen altmodisch, dunkler als gedreht, der dünne Becherrand bringt schon ab piano einen als sehr warm empfundenen Kern in den Ton, und trotzdem klingt das Schmettern angenehmer im fortissimo. HH ist mit oder ohne Kranz lieferbar. Meines Wissens sind wir die einzigen, die handgehämmert beim Becherdurchmesser von 310 mm so dünn anbieten. Auch nur 0,05 mm mehr Wandstärke macht das Instrument viel schwerbläsiger und unflexibler. HH muß wirklich dünn sein. Fast jeder, der vergleichen kann, bevorzugt HH gegenüber gedreht.
Fester Schall oder abschraubbar?
Ein ganzes Schallstück hat leichte ästhetische Vorteile, ist aber viel sperriger im verpackten Zustand (im Formetui oder Form Gig Bag), erschwert Reparaturen und nimmt dem Hornisten die Möglichkeit, durch Tausch der Becher den Klang zu ändern, quasi mehrere Instrumente zu haben. Klanglich ist fast kein Unterschied zwischen festem und abschraubbarem Schallstück, da im Bereich des Schraubringes sowieso die Hand das Mitschwingen des Metalls weitgehend unterdrückt. Unser Schraubring wiegt nur ca. 100 g und ist trotzdem sehr stabil.
Lackiert oder unlackiert?
Man kann nicht behaupten, der Lack würde den Klang nicht verändern. Bei innen und außen je 0,02 mm Lackstärke hat dieser Kunststoffüberzug immerhin ca. 10 % Anteil an der Materialstärke. Unlackiert klingt etwas kerniger, was manche als heller, manche als dunkler, manche als weicher, manche als härter empfinden. Meine Beobachtung und Empfindung ist, daß lackiert hohe Obertöne dämpft, gleichzeitig also auch Nebengeräusche im Ton, und der Klang damit klarer wird, was manche als heller empfinden, obwohl es akustisch gesehen dunkler ist. Nach meiner Erfahrung ist der Klangunterschied gering, und ca. 50 % der Hornisten klingen besser auf einem lackierten Instrument. Der Lack ist widerstandsfähiger gegenüber Handschweiß als das Metall, läßt das Instrument also länger leben, wenn bei einer Neulackierung gefühlvoll poliert wird, und er bewahrt den Hornisten vor grünen Händen. Auf das Publikum macht ein glitzerndes Ventilhorn immer den besseren Eindruck. In meinen Augen überwiegen die Vorteile der Lackierung klar deren Nachteile. Abschraubbar/lackiert klingt auch gut, vielleicht sogar besser. Jedenfalls hängt es davon überhaupt nicht ab, ob ein Hornist einen schönen Ton hat. Die eigene Klangsensibilität ist der entscheidende Faktor.